Das um 1800 erbaute Fachwerkhaus in der Puschkinstraße 12 gehörte 1867 dem Lohgerber Gustav Ulrichsohn. Lohgerber waren damals hochangesehene spezialisierte Gerber, die Rinderhäute zu strapazierfähigen Leder für Schuhsohlen, Stiefel, Sättel und Ranzen verarbeiteten. Öffnungen in der Stadtmauer lassen darauf schließen, dass sich einst zwischen den Häusern ein heute zugeschütteter Wasserlauf der Stepenitz befand. So war das Haus ein begehrter Standort, denn beim Gerbvorgang mussten die Häute viele Stunden gespült und gewässert werden. Im Nachbarhaus Mühlenstr. 19 soll sich eine Färberei befunden haben.

Leider standen alle im Haus befindlichen Wohnungen seit 2006 leer. Eine Vermietung war auf Grund der baulichen Mängel nicht mehr möglich, da ein Anbau auf der Hofseite einzustürzen drohte. Eigentlich strebte die GWG daraufhin den Verkauf des Hauses unter der Bedingung einer Sanierung an. Es fand sich jedoch kein Interessent. Die Planungen für die Restaurierung des Einzeldenkmals begannen schließlich Ende 2020 mit der Akquirierung von Fördermitteln, denn ohne diese wäre die etwa 1,3 Mio EUR teure Sanierung auch für die GWG nicht machbar. So werden 0,8 Mio EUR aus dem Topf der Wohnungsbauförderung und 0,25 Mio EUR aus Städtebaumitteln in das Projekt fleißen.

Die Sanierung ist sehr aufwendig

Ein großer Teil des Außenfachwerkes musste wieder instand gesetzt werden, das heißt das morsche Balken durch neue Eichenbalken ersetzt und die Gefache neu ausgemauert worden sind. Bei den jüngeren Anbauten hinten war es nötig das kaput gefrorene Mauerwerk zu ersetzten und im ganzen Haus waren alle Fenster- und Türöffnungen zu begradigen. Das Objekt wird komplett neue Kreuzstockfenster aus Holz mit Außenfutter und eine neue Holztreppe erhalten.

Dach um 20 Zentimeter angehoben

Ein Problem waren die Deckenhöhen für die heutige Zeit. „Wir haben das Dach 20 Zentimeter angehoben, um hier eine Raumhöhe von 2,20 hinzu bekommen. Eine Etage tiefer sind es bereits 2,40 Meter” betont der GWG-Projektleiter Christian Graf. “Und die Fussböden mussten ausgeglichen werden, sonst würde man hier durch das Haus stolpern.“ Verändert wird auch die komplette Raumstruktur, so das hier eine moderne Wohnqualität mit ansehnlichen Bädern entstehen kann. Vier Zweiraum-Wohnungen mit 54 bis 70 Quadratmetern und eine Dreiraumwohnung im Dachgeschoss mit etwa 85 Quadratmetern Wohnfläche, werden es dann sein. Alle mit Terrasse oder Balkon.

Verweilbereich direkt an der Stepnitz

Im Hof werden Park -und Fahrradstellplätze, ein Spielplatz und Grünflächen entstehen. Hinter der Stadtmauer erhalten die neuen Mieter noch einen kleinen Verweilbereich als Wohlfühloase diekt an der Stepnitz. Vielleicht können diese schon im Sommer des nächsten Jahres dort sitzen.

Neuer GWG-Ansprechpartner für Instandhaltung und Modernisierung

Projektleiter Christian Graf, 41, verheiratet und zwei Kinder, ist seit August der neue technische Mitarbeiter für Instandhaltung und Modernisierung bei der GWG. Er ist Tischlermeister und war im wesentlichen im Bereich Bautischlerei tätig. Christian Graf besitzt auch ein um 1860 erbautes Fachwerkhaus, das er selbst saniert hat und verfügt so über beste Erfahrungen für Projekte dieser Art. Der junge Mann ist ab sofort GWG-Ansprechpartner für alles Bauliche wie die Beauftragung und Koordinierung der Partnerfirmen, Fördermittelanträge, Kontakt zu Architekten und die Begleitung von Ausschreibungen. Gleichzeitig ist er aber auch für die Organisation von Reparaturen, den Winterdienst und die Verkehrssicherheit zuständig. Aber nur im Büro sitzen will er nicht. “Muss irgendwo ein Kabel gezogen oder z.b. eine Brandschutzklappe geöffnet werden, dann lege ich auch schon mal selbst Hand an. Das lasse ich mir auch nicht nehmen.” Er ist quasi ein Vollbluthandwerker und ein erfahrener Praktiker, der gearde bei den schwierigen Innenstadtprojekten der GWG äußerts wichtig ist.